Das Land Hessen lässt sich den Kampf gegen sogenannte Desinformation etwas kosten – seit April geht „Der Fabulant“ gegen sogenannte Fake News vor (kritische Bürger würden wohl sagen: er produziert welche). Sehen und lesen will den falschen Hasen zwar kaum jemand, doch er kostet die Steuerzahler bereits rund 640.000 Euro.
Verschwörungsmythen sollen mit Fakten entzaubert werden – so heißt es zumindest. Diese Aufgabe erledigt in Hessen seit Anfang April „Der Fabulant“. Dieser fiktive Charakter ist ein weißer, einäugiger Hase, angelehnt an den weißen Hasen aus Lewis Carolls „Alice im Wunderland“. Auf der Website wird er wie folgt beschrieben:
„Der mysteriöse weiße Hase mit dem Namen „Der Fabulant“ ist ein echter Insider – er war überall dabei und kann daher am besten Fakten und Fiktion voneinander trennen. Lange hat er sich die endlosen Fantastereien der Verschwörungsgläubigen nur angehört und heimlich darüber gekichert, doch wir konnten ihn endlich für dieses Portal gewinnen: hier räumt der älteste Hase im Rabbit Hole nun die Welt der Mythen und falschen „Fakten“ auf! Er hat sich tief in den Abgrund hineingetraut, nimmt jede Verschwörungserzählung genau unter die Lupe und deckt sämtliche Logikfehler, Widersprüche und Lücken auf.“
Laut der hessischen Landesregierung ist die Bandbreite der „Verschwörungstheorien“ lang und der Aufklärungsbedarf groß. Es geht beispielsweise um Chemtrails, QAnon, eine neue Weltordnung oder den Ukraine-Krieg. Kritische Beobachter sehen hier entsprechend bereits den nächsten Propagandakanal, der die ewig kollabierenden Regierungsnarrative stützen soll. Der Name „Fabulant“ scheint tatsächlich Programm. So gibt es für den Hasen keine Massenmigration respektive keinen Bevölkerungsaustausch, die NATO ist heilig und unfehlbar und Globalisten gibt es auch nicht. In dieser Welt würden wir wohl alle gerne leben. Als „Quellen“ dienen ihm etwa die Tagesschau oder die von einer Stasi-IM gegründete Amadeu Antonio Stiftung. Toller „Insider“.
Die Menschen scheinen jedoch ohnehin wenig Interesse an Pippi Langstrumpf-Erzählungen zu haben: Der fabulierende Hase hat kaum Reichweite. Am 17. Juli, zum Zeitpunkt der ersten medialen Berichterstattung, hatte er bei YouTube neun Abonnenten, bei LinkedIn 27 Follower, bei Twitter 57, bei Instagram 298 und bei Facebook 639. Nach Publikation dieser Zahlen durch die „Bild“ zeigt sich auf manchen Kanälen ein gewisses Wachstum – gepaart mit etlichen kritischen Kommentaren. Denn: Das neue Portal kostet die Bürger einen Haufen Geld.
Das Land hat 640.000 Euro in das Projekt investiert, dazu kommen noch 71.000 Euro von der Bundeszentrale für politische Bildung sowie 7.000 Euro für eine Podiumsveranstaltung. Der große Vorteil für den Hasen: Damit lassen sich notfalls Tausende Follower einkaufen. Der Vorteil für den Steuerzahler: Fraglich. Denn: Was bietet das Projekt eigentlich? Selbsternannte Faktenchecker gibt es genug – auch unter anderem Namen wissen die Bürger sehr gut, wie sie deren Tätigkeit einzuordnen haben.
Ich frage nochmal, da ich gestern leider keine Antwort bekommen habe. Da du so für Fakten und Transparenz bist, würde ich gern wissen, wofür du die 640k Steuergelder verwendet hast. Und sind die schon alle oder kommt da noch was? 😉
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Betreiber des Portals ist das Berliner Unternehmen „Modus – Zentrum für angewandte Deradikalisierungsforschung gGmbH“ („Modus Zad“). Die Jury, die sich für dieses Unternehmen entschied, bestand aus Vertretern des jüdischen Lebens in Hessen, des Demokratiezentrums, des Polizeipfarramts der Evangelischen Kirche, des Präventionsreferats des Innenministeriums und des Landesmigrationsbeauftragten. Das Überprüfen der Inhalte obliegt dem Hessischen Informations- und Kompetenzzentrum gegen Extremismus.
Die AfD hat zum Kosten-Nutzen-Verhältnis die Anfrage „Viel Steuergeld für einen ‚faktisch‘ falschen Hasen“ gestellt. Für Innenminister Peter Beuth (CDU) ist eine derartige Bewertung „verfrüht“.
Der Kampf gegen sogenannte Desinformation hat für Bund und Länder offensichtlich höchste Priorität. Doch was fällt unter diesen politischen Kampfbegriff? Damit soll am Ende wohl doch nur wieder die Meinung Andersdenkender diffamiert werden – und das auf Kosten der Steuerzahler. Fest steht, dass in Deutschland das Recht auf freie Meinungsäußerung immer mehr eingeschränkt wird. Besonders deutlich wurde das während der Corona-„Pandemie“. Aber auch bei anderen Reizthemen wie Migration, dem Ukrainekrieg oder dem Klimawandel finden mittlerweile allzu viele, man solle seine regierungskritische Meinung lieber für sich behalten. Ob der falsche Hase jedoch etwas an der Einstellung der Bürger ändern wird? Wohl kaum. Im Gegenteil. Er bestärkt sie vielmehr darin.